[1998:] Das Königin-Maud-Land am Afrika zugewandten Rand der Antarktis gehört zu den unerforschtesten Gebieten des Planeten. [Jetzt wurde durch Radarvermessung entdeckt: In seinem Eispanzer] ist ein 950 000 Quadratkilometer großes Bergmassiv eingeschlossen. [...] Fast vollständig ist die ferne Alp im Schnee ertrunken. Nur einige Gipfel, die als einsame Obelisken aus der Eisdecke ragen, waren bekannt. Die meisten Felsen aber liegen wie ein gesunkenes Riesenwrack im Schneemeer. Der gesamte Höhenzug, etwa 1000 Kilometer lang, zieht sich "bananenförmig von Ost nach West" ([Geophysiker Uwe] Nixdorf). Mit der Spähmission ist ein Stück jener Rätselwelt enttarnt, die unter dem sechsten Kontinent verborgen liegt. Betonharter Schnee lastet auf der Antarktis und versperrt jeden Blick auf die Landmasse. 30 Millionen Kubikkilometer erstarrtes Wasser sind hier gespeichert, eine Eisbombe, unter deren Last der Erdteil um bis zu 950 Meter absank. [...]
Von der warmen Vergangenheit des Südlands zeugen versteinerte Farne und Nadelbäume, die an den teils eisfreien Küsten geborgen wurden. In dem Gehölz trollte sich das Reptil Lystrosaurus, ein häßlicher Vierbeiner mit Froschkopf. Knochen von mannsgroßen Pinguinen wurden in alten Flußbetten gefunden. Durchs Transantarktische Gebirge erstrecken sich bis heute Trockentäler, wo blankes Geröll zutage liegt. Im Sand fanden sich Skelette von Robben.
Erst vor 15 Millionen Jahren, glauben die Forscher, begann die große Kältekatastrophe. Angeschoben von der Kontinentaldrift, schlitterte die sieben Millionen Quadratkilometer große Festlandscholle immer weiter Richtung Südpol. Zugleich taumelte das Weltklima einer Kaltphase entgegen. Ergebnis: Antarktika erstickte im Schnee. [...]
Das Gebiet weiter im Inland ist dagegen noch völlig unerschlossen. Platt und geheimnisvoll zieht sich das Eisplateau 1500 Kilometer bis zum geographischen Südpol hin. (Spiegel, 7. Sept.)